Jeder ist diesem Papst im Geschichtsunterricht einmal begegnet. Es war der Papst der Reformation, des Ablaßhandels und größter Pracht. Doch wer war er?
Am 11. Dezember 1475 in Florenz geboren, war Giovanni, wie er mit Taufnamen hieß, der sechste Sohn des Lorenzo de Medici, genannt „il Magnifico“. Zum geistlichen Stand bestimmt, erhielt er im Mai 1483 durch den König von Frankreich seine erste kirchliche Pfründe und am 1. Juni des Jahres die Tonsur, womit er in den geistlichen Stand aufgenommen worden war. Schnell folgten zahlreiche andere Pfründe in ganz Italien und 1485 sogar eine Abtei. Obwohl die Finanzen seines Vaters bereits stark angeschlagen waren waren, konnte dieser mit zahlreichen Zuwendungen 1489 die Erhebung des gerade einmal 14 Jahre alten Giovanni in den Kardinalsstand erwirken. Drei Jahre später (1492) nahm er an seinem ersten Konklave teil und stimmte gegen den neuen Papst Alexander VI. Als die Medici 1494 aus Florenz vertrieben wurde, bereiste Giovnni Europa. Begleitet wurde er hierbei von seinem Cousin Giulio, welcher nach ihm einmal Papst Clemens VII. werden sollte. Seit 1503 in Rom lebend, wurde er nach 1503 das Oberhaupt der Familie Medici. Zum neuen Papst Julius II., der den Grundstein zum heutigen Petersdom legte, hatte er beste Beziehungen und begleitete diesen auch auf seinen Kriegszügen. Als er 1512 auf einem der Kriegszüge gefangen genommen wurde, gelang ihm jedoch schon kurze Zeit später die Flucht. Gemeinsam mit dem König von Neapel setzte der Papst nun die Wiedereinsetzung der Medici in Florenz durch und der junge Kardinal übernahm die Leitung des Staates.
Am 11. März 1513 wurde Giovanni Kardinal de Medici zum Papst gewählt und nahm den Namen Papst Leo X. an. Am 15. März zum Priester und am 17. März zum Bischof geweiht, fand die Krönung des 37 Jahre alten Papstes am 19. März statt. Der neue Papst liebte nicht nur die Kunst, sondern auch das Angeln und Jagen. Stets von seinem Hofnarren begleitet, feierte er glanzvolle Feste und sammelte exotische Tiere, zu denen auch sein Elefant „Hanno“ gehörte. Derhandfeste Politiker beendete 1517 das von seinem Vorgänger 1512 einberufene 5. Laterankonzil. Vollkommen verkannt hat der Papst jedoch die Bedeutung des deutschen Augustiners Martin Luther und die von diesem in Gang gesetzte Reformation. Doch selbst wenn er anderen Sinnes gewesen wäre, hätte er sich nicht gegen die Kurie und ihre politischen Verflechtungen durchsetzen können.
Im Winter 1521 an einer Wintergrippe mit starken Fieberanfällen erkrankt, verstarb der Papst ganz plötzlich in der Nacht des 1. Dezember 1521. Zu diesem Zeitpunkt war er so verschuldet, dass angeblich noch nicht einmal die Kerzen für seine Beerdigung bezahlt werden konnten. Oftmals als schlechter Papst dargestellt, war Leo X. ein Kind seiner Zeit. Als Papst ein nicht ungeschickter Politiker und großer Förderer der Kunst, war er zudem eine sehr gebildete Persönlichkeit. Faktisch muss man dieses Pontifikat als ein durchschnittliches Pontifikat bewerten. Auf Luther reagierte der Papst mit einer normalen Bürokratie.
(Autor: P. Damian Hungs OT)