Casula Bizantina

Zu den bedeutendsten Designern sakraler Kleidung gehört der Italiener Bruno Pietrobon. Er fällt vor allem durch die ungewöhnliche Form seiner Kaseln auf. Die Vorderseite der Kasel ist zumeist an eine romanische Glockenkasel angelehnt, faltenreich und nur wenig über das Knie reichend. Die Rückseite der Kaseln sind ausfallend lang und an ihrem unteren Ende gerade geschnitten. Auch besitzen seine Kaseln nur einen Stab, der auf der Vorderseite der Kasel liegt und häufig mit dem Kragen eine Einheit bildet. Die Rückseite der Kasel bleibt hierbei ohne Stab und damit schlicht gehalten. Die langen Stolen, deren untere Enden oft reich verziert sind, gehören mit zum Schmuck der Kasel. Durch die Kürze und das Raffen der Vorderseite, ragen sie unter der Kasel hervor und sind gut zu sehen.

Mit der Casula Bizantina greift Pietrobon ein klassisches Motiv auf, welches jedoch nicht direkt zu erkennen ist. Die weiße Seide, mit einem bräunlichen Stich, ist bereits eine Augenweide. Durch den Faltenwurf bilden sich zahlreiche und unterschiedliche Schattierungen, die der Kasel ein starkes Eigenleben geben. Auch das Futter der Kasel gehört dazu, ist aber in seiner Farbgebung nur im Zusammenhang zu verstehen.

Doch welches Motiv greift Pietrobon auf? Es ist die byzantinische Ikone. Genauergesagt sind es die Priestergewänder einer byzantinischen Ikone. Das Flechtmuster des Stabes lehnt sich unmissverständlich an diese an. Doch ist es durch die Reduzierung auf den Stab keine Kopie, sondern eine neue Kreation. Von seiner Länge über die Kasel hinausreichend, schließt der Stab mit der Stola ab und bildet mit dieser eine unter der Kasel gelegenen Fläche. Kasel und Stab führen ein offensichtliches Eigenleben und besitzen eine je eigene Wirkung. Und doch bilden sie eine Einheit. Denn der Stab, der nicht auf die Kasel aufgenäht ist, geht aus dem Kragen hervor, welcher mit der Kasel fest verbunden ist. Gold und Silber dominieren den Stab, der jedoch durch die Schwere des eingeflochtenen Schwarzes nicht untergeht, sondern etwas leichtes, fast luftiges hat.

Nun versteht man auch das braune Innenfutter der Kasel, welches an den Rand einer Ikone erinnert und der Kasel gleichzeitig einen eigenen Rahmen verleiht. So verliert sie sich nicht im Nichts, sondern schafft einen Rahmen, der das Messgewand in sich abrundet.

Die Gottesdienstgemeinde erinnert diese Kasel an die Einheit der Kirche des Himmels und der Erde. So wie die Heiligen durch ihr Leben zu einer Ikone geworden sind, also zu einem Fenster in den Himmel, so sollen auch wir ihrem Beispiel nacheifern und durch unser Leben zu einer Ikone, einem Fenster in den Himmel werden.

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