Die heilige Elisabeth von Thüringen ist nicht nur eine der großen Frauengestalten der deutschen Geschichte, sondern auch die erste Patronin des Deutschen Ordens. Tatsächlich wäre sie ohne den Deutschen Orden wohl niemals in den Kreis der Heiligen aufgenommen worden. Hatte doch ihr ehemaliger Beichtvater und mit der Vorbereitung des Prozesses beauftragte Konrad von Marburg alles versemmelt. Erst ihr Schwager, der spätere Hochmeister Konrad von Thüringen, hat den Heiligsprechungsprozess wieder aufgenommen und mit viel Energie 1235 zu einem erfolgreichen Ende geführt.
Doch wer war diese Elisabeth eigentlich? Geboren wurde sie 1207 als Tochter des ungarischen Königs Andreas II. und seiner Frau Gertrud von Andechs in Bratislava oder Sarospatak. Zu ihren Verwandten gehörten die heilige Hedwig von Andechs, der heilige Bela oder der heilige Stefan von Ungarn. Schon mit vier Jahren (1211) kam sie an den Hof des Landgrafen von Thüringen, dessen Erben sie heiraten sollte. Keineswegs ungewöhnlich, wurden die Kinder hoher Familien doch zumeist an fremde Höfe zur Erziehung gegeben. Hier lernte sie dann auch ihren zukünftigen Ehemann Ludwig kennen und wuchs mit ihm auf. Als er 1221 die 14jährige Elisabeth heiratete, war dies wohl tatsächlich eine Liebesheirat.Zwischen 1222 und 1227 bekam das Paar drei Kinder.
Die fromme Elisabeth fühlte sich besonders von der Armutsbewegung der Franziskaner angezogen. So war ab 1223 der Franziskanerbruder Rodeger ihr Geistlicher Begleiter. Unter ihrer Hofkleidung ein Büßerkleid tragend, geißelte sie sich regelmäßig und verbrachte ganze Nächte im Gebet. Doch dauerte es nicht lange und Elisabeth geriet mit ihrem Armutsideal in Konflikt mit der Hofgesellschaft. Eine offene Eskalation konnte nur die Autorität ihres Mannes verhindern, welcher stets hinter seiner Frau stand.
Seit 1226 war der päpstliche Kreuzzugsprediger Konrad von Marburg dann ihr Geistlicher Begleiter. Ein Mann voller Extreme, der auch die Askese der heiligen Elisabeth an den Rand der absoluten Extreme führte und ihre Stellung als Landesherrin immer schwieriger machte. Gelobte sie ihm doch 1227, in der Gegenwart ihres Mannes, absoluten Gehorsam und sollte sie zur Witwe werden, auch die immerwährende Keuschheit. Kurz darauf brach Ludwig von Thüringen zum Kreuzzug auf und verstarb. Was nun geschah war ein Politikum. Da man das Land nicht der indirekten Politik eines Konrad von Marburg überlassen wollte, wurde Elisabeth stark in in ihre Grenzen verwiesen. Sie verließ nun nicht nur den landgräflichen Hof, sondern auch ihre Kinder und verlebte den Winter 1227/28 in bitterer Amut zu Eisenach.
Sich einer erneuten Eheschließung verweigernd, legte sie ein neues Gelübde ab. Hierin entsagte sie nicht nur ihrer Familie und ihre Kindern, sondern auch jeglichem weltlichen Leben. Für die letzten drei Jahre ihres Lebens zog sie sich als einfache Spitalschwester in das von ihr begründete Hospital nach Marburg zurück. Die zunehmende Radikalität ihrer Lebensführung, unter dem Einfluß des Konrad von Marburg, verlangte sie auch von ihrer Umgebung. Doch letztlich entglitt sie auch diesem. Ihre absolute Hingabe an die Armen und Kranken versuchte er spätestens bei ihrer Pflege der Leprakranken einzuschränken, was ihm aber nicht gelang. Mit Klugheit und Witz, legte sie seine eigenen Worte gegen ihn selbst aus. Am 17. November 1231 verstarb sie im Alter von nur 24 Jahren.
Ihre letzte Ruhestätte fand Elisabeth am 19. November 1231 in der Kapelle ihres Spitals, der heutigen Elisabethkirche zu Marburg. Errichtet durch den Deutschen Orden.
(Autor: P. Damian Hungs OT)